Ich finde es wahnsinnig ermüdend, wie jeder minimale Fortschritt in dieser Gesellschaft erkämpft werden muss. Nur, damit irgendwelche Populisten es im nächsten Schritt einfach rückgängig machen.
Nix geht voran in diesem Land, weil alles so bleiben soll wie es ist. Und das fuckt mich mega ab im Moment.
Bin bei Dir. Ein Schritt vor und dann zwei zurück. Und wirklich jedwede notwendige Veränderung wird in Deutschland zum Kultur- und Generationenkampf eskaliert. Wohne und arbeite in den Niederlanden.
Zumindest was Verkehr angeht geht es voran. Tempo 100 ging ohne Aufstände durch und wird mittlerweile von 80% der Bevölkerung sogar gewünscht. Und generell wird der Ansatz der Entvorteilung des Autos durchgesetzt. Hier im Ort wurden alle Kreisverkehre umgebaut, Vorrang für Fußgänger und Radfahrer vor den Autos.
Dafür hat hier die Bauern-AFD bei der letzten Wahl knapp 20% geholt und stemmt sich gegen Umweltschutz in der Landwirtschaft.
Jedes Land hat wohl seine heiligen Kühe, die deutschen sind wohl aus Blech.
Hier im Ort wurden alle Kreisverkehre umgebaut, Vorrang für Fußgänger und Radfahrer vor den Autos.
Das ist bei euch nicht Standard? Bei uns müssen extra Schilder aufgestellt werden, damit Fußgänger und Radfahrer keinen Vorrang mehr haben - und die meisten Kommunen haben keinen Bock auf die Wartungskosten dafür, zumindest bei mir im Norden.
Bei uns haben natürlich Fußgänger und Fahrradfahrer Vorrang, aber nur laut StVO und nicht durch das generelle Design. Und das ist was er meint glaub ich. Also dass der Fokus für die Verkehrsführung in den Niederlanden bei den Fahrrädern liegt und bei uns bei den Autos.
Korrekt, die Rad - und Bürgersteig Übergänge im Kreisverkehr mussten bisher Vorfahrt gewähren, jetzt muss das Auto beim ein- und ausfahren aus dem Kreisverkehr Fußgängern und Radfahrern Vorfahrt gewähren.
Das würde so Tote geben. Der Hartmut hat seinen Führerschein vor 65 Jahren gemacht. Und weil es keine Überprüfung der Fahrtüchtigkeit gibt, stört es auch keinen, dass sein Sichtfeld nur noch 35% beträgt, dass ein grauer Star dafür sorgt, dass ihm sein Gisela sagen muss welche Farbe die Ampel zeigt und dass aufgrund der verringerten Reaktionsgeschwindigkeit der Bremsweg seines Q5 den der Evergiven bei voller Fahrt um das fünffache überschreitet. Wenn du ihm jetzt was von neuen Verkehrsregeln erzählst, hetzt er seine guten Freunde vom CxU Kreisverband auf dich.
Ich finde es wahnsinnig ermüdend, wie jeder minimale Fortschritt in dieser Gesellschaft erkämpft werden muss. Nur, damit irgendwelche Populisten es im nächsten Schritt einfach rückgängig machen.
Und das gilt nicht nur hier. Die USA machen derzeit nicht nur riesige Rückwärtsschritte, die sprinten aktuell regelrecht in der Geschichte zurück.
Ein Großteil dieses Landes besteht im wahrsten Sinne des Wortes immer noch aus Dichtern und Denkern und nicht aus Machern. Alles, aber wirklich auch alles wird hier komplett zu Tode gedacht. Es muss alles im feinsten und im Detail ausgearbeit, geplant und begründet werden. Alles muss wasserdicht sein. Jeder muss abgeholt werden.
Und dann, wenn der erste Spatenstich gemacht oder die erste Markierung auf der Straße gesetzt wurde, geht die riesengroße Diskussion los über Sinnhaftigkeit (sofern sie zuvor überhaupt beendet wurde).
Wir schaffen es nicht in diesem Land, uns ein großes Ziel zu stecken und dann uns auf dem Schmetterlingsweg dahin zu begeben.
Keine Ahnung, wie wir in den nächsten Jahren die Auswirkungen des Klimawandels beispielsweise mit dieser lethargischen Politiksform bewältigen wollen. Die Städte heizen sich auf und die Abwasserkanäle sind nicht auf die uns bevorstehenden Regenmassen ausgelegt. Jetzt, jetzt müsste man beginnen, Parkplätze abzuschaffen und die Flächen zu entsiegeln. Stück für Stück. Stattdessen schlägt man sich die Köpfe ein über etwas Farbe auf dem Boden.
Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass unsere jetzige Staatsform der repräsentativen Demokratie dringend einer Reform bedarf, was nicht bedeuten soll, dass ich sie ablehne. Nur muss sie wesentlich agiler werden, als sie jetzt gerade ist. Dazu gehört allen voran, schnelle Entscheidungen über kleinere Themen zu machen, diese umzusetzen, aber dann auch sofort zu evaluieren, ob die Umsetzung und deren Entscheidung zuvor richtig war oder nicht. 
Alles, aber wirklich auch alles wird hier komplett zu Tode gedacht. Es muss alles im feinsten und im Detail ausgearbeit, geplant und begründet werden. Alles muss wasserdicht sein. Jeder muss abgeholt werden.
Das ist aber meiner Erfahrung nach nicht die Ursache, sondern die Folge des Verhaltens einiger in der Bevölkerung. Egal wo du bist, es gibt immer mindestens einen egoistischen Hirni, der alles wegzuklagen versucht, was verändert werden soll und sei es noch so sinnvoll und notwendig. Stadtplaner wissen das und müssen deshalb jedes Detail absichern, damit das nicht gelingt.
Jüngste Beispiele, die mir einfallen:
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Berlin Friedrichstraße autofrei – Eine Straße ohne Autos? Undenkbar!
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Höhere Parkgebühren für große Fahrzeuge in Freiburg – Mehr Platzverbrauch = mehr zahlen?! Nicht mir mir!
Das von Dir beschriebene Problem ist aber immer noch nicht die Ursache, sondern Folge der neoliberalen Politik der letzten drölfzig Jahre.
Der schmale Staat und die Nichteinmischung desselbigen geben ja erst Raum und Möglichkeit zur Klage. Wenn politisch gewollt und gesetzlich festgelegt wäre, dass bestimmte anders zu machen sind, und die Verwaltung entsprechende Kapazitäten hätte sowas auch entsprechend zu formulieren, dann würde es viel weniger Angriffsfläche für entsprechende Klagen geben.
Du hast vollkommen Recht. Es reicht ein Idiot und schon muss man wieder ein Schild aufstellen, ein Gesetz neu schreiben oder sonstige Regeln einführen, die wiederum die Allgemeinheit behelligt.
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Beim letzten ADFC-Besuch die Broschüre “InnoRADQuick” mitgenommen. Darin berichten erfolgreiche Mobilitätswendestädte wie New York und Paris: Provisorische Infrastruktur ála Popup-Radwege und Plaste-Poller sind super zum schnellen Erfahrung und Feedback sammeln. Musterlösungen sind nicht auf alle Orte gleichermaßen anwendbar und Akzeptanz entsteht manchmal während der Probephase.