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    10 months ago

    https://www.diw.de/de/diw_01.c.821878.de/publikationen/wochenberichte/2021_29_1/100_prozent_erneuerbare_energien_fuer_deutschland__koordinierte_ausbauplanung_notwendig.html
    https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/Fraunhofer-ISE-Studie-Wege-zu-einem-klimaneutralen-Energiesystem.pdf
    https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/Fraunhofer-ISE-Studie-Wege-zu-einem-klimaneutralen-Energiesystem-Update-Klimaneutralitaet-2045.pdf

    Jede Menge Daten und Modelle zusammengefasst:

    • Kurzzeitspeicher in Form von Kondensatoren, Schwungrädern, Batterien

    • Lastregulierung durch Änderung des Strompreis-Systems, so dass sich Verbrauch bei hohem Angebot (also niedriger Preis) direkt lohnt

    • Wind- und Solarenergie verhalten über 24h wie auch über 365 Tage betrachtet komplementär

    • Konstante Überproduktion (zwischen 115%-125% des Bedarfs; die 125% sind nötig bei schlechterer regionaler Diversifikation, z.B. weil unsere bayrischen Freunde weiter Windkraft blockieren)

    • Dadurch Verkleinerung der Zeitfenster, an denen Erneuerbare zu wenig erzeugt

    Was dann letztendlich bleibt und tatsächlich als Langzeitspeicher benötigt wird, ist gering. Gering genug dass es sich durch Wasserstoff ausgleichen läßt (produziert während des Großteils des Jahres, aber nur an höchstens 2 Wochen über das Jahr verteilt benötigt). Wasserstoff in Mengen, die vergleichweise gering sind im Vergleich zum Bedarf in der Industrie und für die Lagereinrichtungen (siehe Erdgas) und Verbraucher (siehe Verpflichtung zur Kompatibilität aller neuen Gaskraftwerke schon heute) großteils schon existieren und nur bedingter Umrüstung bedürfen.

    Kostet das alles 'ne Menge Geld? Klar… Nur Geld über die nächsten Jahrzehnte und teilweise privat finanziert (wenn der Strompreis nach Angebot/Nachfrage in Echtzeit schwankt wird kommerziell betriebener Speicher möglich - etwas das die ehemalige Regierung übrigens bewußt durch massive Doppelbesteuerung -als Endverbraucher beim Laden, als Produzent beim Entladen- unterbunden hat). Geld, dass zur Verfügung steht, weil Erneuerbare (ja, selbst 125% Produktion) nur ein Viertel der Kosten von Atomstrom haben.

    Außerdem: Ja. Wasserstoff als Langzeitspeicher ist ineffizient. Aber die Produktion ist quasi Nebenprodukt ohnehin bestehenden Bedarfs für Industrie etc. und der tatsächliche Kostenpunkt ist die die Speicherung

    Wie gesagt: Atomstrom verliert wirtschaftlich einfach. Und selbst wenn wir die optimalen Annahmen für Atomstrom machen (immerhin lässt sich Preisentwicklung über Jahrzehnte nicht perfekt bestimmen…) sind die Kosten höchstens gleich. Nur dass die im Falle von neuen Reaktoren großteils heute anfallen. Und dass quasi kein Land in der Lage ist, diese Investition so zu tätigen, wie es eigentlich nötig wäre.

    PS: Frankreichs Atommodell 2050+ (siehe Studie von 2021 des französischen Netzbetreibers) funktioniert übrigens auch nur, weil sie massive mit Produktion von Wasserstoff rechnen, für die Industrie, zum Export (zeitunabhängig von der Produktion, weil quasi jeder zur selben Zeit Produktionsüberschuss/-schwankungen haben wird) und als Speicher.

    Letzteres ist ein Detail, das auch gern verschwiegen wird. Atomkraft funktioniert ebenfalls nicht wirtschaftlich ohne Speicher. Guck dir mal Frankreich heute an. Fast das gesamte Jahr über Überproduktion -so massiv, dass sie gerade in den Sommermonaten auch mal die Hälfte für Wartungen runterfahren können- aber Stromimporte in den kalten Wintermonaten. Deren System rechnet sich schon heute nur über die große Menge an Exporten und weil es Strom zum Importieren im Winter gibt. Stell dir das Selbe mal vor ohne den Exportmarkt (alle nutzen Atomstrom und Erneuerbare oder Erneuerbare und Speicher… jeder hat einen Überschuss zur selben Zeit) vor. Und außerdem muss die Überproduktion noch weit größer sein als heute, da auch alle zur selben Zeit im Winter geringe Produktion und erhöhten Heitbedarf haben werden.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Speicherung ist möglich und nötig sowohl für Atomkraft als auch in einem Modell mit erneuerbarer Überproduktion. Grundlast ist eine Option, lässt sich aber durch entsprechende Netztechnologien und Lastverteilung auf ein Minimum reduzieren. Klar, kostet diese Netzinfrastruktur 'ne Menge. Aber dafür ist die erneuerbare Energie spottbillig im Vergleich. Und außerdem ist es wesentlich besser finanzierbar als praktisch die gesamten Kosten im Vorraus jetzt zu zahlen. Und jetzt wäre exakt der Zetipunkt, wo wir mit dem Bau von Reaktoren anfangen müssten… in einer Anzahl, die übrigens fast um den Faktor 10 über dem liegt, was in Deutschland zu Spitzenzeiten betrieben wurde.